Nebenbei Freundschaft

Ich und er haben viele Gemeinsamkeiten. Genauso viele Geschwister, fast den gleichen Geburtstag (3 Tage ist er älter) und fast gleich viel Quatsch im Kopf. (Wobei ich an dieser Stelle – auch weil ich weiß, dass er es lesen wird – anmerken möchte, dass ich einen feineren Humor habe.)

Kein Wunder also, dass wir seit der 5. Klasse, also seit dem Moment, an dem sich unsere Wege kreuzten, befreundet sind. Die Datingfrage? „Was? Du hast Worms?“

Ja, es ist eine gute Freundschaft, die schon lange dauert und so einiges an hohen Wellen überlebt hat. Die größte Herausforderung war es, auch nach der Schule noch Kontakt zu halten, denn ab dem Abitur waren wir nicht mehr zusammen in einer Stadt und hatten keinen gemeinsamen Tagesablauf mehr.

Klar, man hätte (auch damals schon) anrufen können. Skype war auch schon erfunden und statt WhatsApp gab’s ICQ und MSN. Es lag nicht an den mangelnden Möglichkeiten regelmäßig Kontakt zu halten, sondern eher an den Themen. Was sollte ich denn sagen, wenn ich anrufe? Auf Smalltalk stehe ich nicht und Freundschaft definiert sich durch Aktionen, nicht durch Worte.

Es ist eben nicht so, dass wir uns nie gesehen haben in der Zeit. Wir hatten stets Kontakt, besuchten uns in den Städten und trafen uns in der gemeinsamen Heimatstadt.

Mittlerweile haben wir regelmäßig Kontakt. Dank (Ich weiß nicht, ob ich sowas bei DreifachGlauben schreiben sollte, aber, da es wahr ist…) Counterstrike. Ein wunderbarer Taktikshooter, der sich vortrefflich mit Freund*innen, da (nomen est omen) taktisch, spielen lässt. So spielen wir einmal die Woche eine Runde. Skypen dabei und erzählen uns in Kürze was gerade ansteht.

Im Vordergrund steht der gemeinsame Spaß und nebenbei die Freundschaft.

Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Es rotiert Prinz Pi – Im Jetzt ist das Chaos in Spotify. Und die Gedanken kreisen:

Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Wenn ich mit mir alleine bin.
Wenn gerade keine*r mit mir redet.
Wenn ich gerade an keine*n denke.
Wenn keine Benachrichtigung mich an was erinnert.
Wenn ich einfach alleine mit mir bin.
Wenn keine*r guckt.

Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Am Anfang war die Maske nur gemalt.
Und dann haben alle mich genauso kennengelernt.
Ohne Makel – die habe ich überschminkt.
Ohne Fehler – die habe ich geheim gehalten.
Ohne Probleme – die interessieren nicht.

Am Anfang war die Maske nur gemalt.
Und die Farben waren die Waffen meiner Wahl.
Doch die Farben bleiben
und die Maske sitzt fest.

Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Wenn keine*r was sagt.

Wenn ich nur mich selbst hören kann.

Zu spät

Manchmal ist einfach alle zu spät. Zu spät für ein ordentliches Frühstück. Zu spät, um eine Entscheidung zu überdenken. Zu spät, um überhaupt zu entscheiden, nur noch die Zeit zu handeln.

Manchmal lebt mein Leben sich ohne mich und es ist zu spät noch auf diesen einen Zug mit aufzuspringen. Lieber nebenherlaufen. Hoffen, dass er nochmal anhält.

Manchmal ist eben alles zu spät und ich verpasse Dinge. Fristen. So kommt dieser Eintrag erst Montagmittag statt Sonntag früh. Doch um das zu ändern ist es jetzt auch zu spät.

Zeit für ein Wendemanöver. Zurück zum Agieren, statt stets zu reagieren.

Früchte nach dem Brennen

Ich liebe Whisky. Keine Angst, nicht flaschenweise, nicht im Übermaß und nicht jeden Tag. Aber zu Besonderheiten. Ich mag die Komplexität des Geschmacks. Das Karamell, die Vanille und die sanften Früchte, vor allem, wenn die Birne sich erschmecken lässt. Gerne auch mal so einen richtig Rauchigen. Wie der eine bekannte Whisky von Islay, der so richtig die Algen, das Meersalz und den Torf der Landschaft auf die Zunge bringt.

Mit jedem neuen Whisky, den ich probiere, und jeder Tastingkarte, die ich dazu lese, entschlüsselt sich die Komplexität des Geschmacks. War der erste Whisky noch brennend, undifferenziert und verbarg seine Geschmäcker hinter einer nebulösen Wand von zu vielem, habe ich gelernt genauer hinzuschmecken. Zu differenzieren.

Ich habe gelernt Dinge zu schmecken. Indem ich an allen Dingen gerochen habe, gelesen habe, was andere schmecken, nachgeprüft habe, ob ich das auch schmecken kann und mich immer wieder aufs Neue auf die Suche gemacht habe.

Jetzt besteht Whisky für mich aus tausend Geschmäckern.
Jetzt erst, obwohl schon seit dem ersten Schluck alles da war.

Mehr Konfetti

Dieses Jahr wünsche ich mir mehr Konfetti. Ja, ich habe auch andere Vorsätze. Ernstere, körperliche, selbstoptimierende, aber genau deswegen brauche ich zusätzlich auch immer eine Handvoll Konfetti, um spontane Anlässe gebührend zu feiern, langweilige Meetings effektvoll zu verlassen und schöne Momente in Papierschnipsel einzupacken.

Ich will mehr Konfetti, um der Spirale des „Aber so hatten wir das doch schon immer!“ zu entkommen.
Mehr Konfetti, um vom fertigen Plan abzulenken.
Mehr Konfetti, um Träume tausendfach in die Luft zu werfen.

Ich will einfach hochwerfen, nachschauen und versuchen ein, zwei aufzufangen. Nur um sie mit weiteren Träumen erneut hochzuwerfen. Nicht zu lange festhalten, einfach mal freilassen. Genießen, wie sie sich auf andere legen und die Reaktionen abwarten.

Ein Lied, das ich nicht verstehe

Ben Hofer - Du und I - Die Standesbeamtin Soundtrack

Die schweizerische Liebeskomödie „Die Standesbeamtin“ (Was für ein romantischer Name) beginnt mit dem Lied „Du und I“. Eine, wenn man den Text versteht, sicher sehr schnulzige und herzzereißende Liebesballade. Passend zum Film. Wenn man den Text versteht? Korrekt. Denn der ganze Film ist auf schwizerdütsch. Heißt für mich: Ich verstehe kein Wort. Also das ist jetzt auch übertrieben: Ein zwei Happen verstehe ich schon, aber ohne Untertitel hätte ich mir genauso gut auch einen französischen Film anschauen können.

Seitdem ich den Film 2010 in der SneakPreview gesehen habe, geht mir das Anfangslied „Du und I“ nicht mehr aus dem Kopf. Immer mal wieder stoße ich darauf und höre es mir in Dauerschleife an. Es hat zum einen etwas beruhigendes , zum anderen, und an dieser Stelle könnte man mich für verrückt halten, ist es sehr angenehm, dass ich zwar etwas, aber nicht alles vom Text verstehe. Es gibt auch keinen Liedtext online, wo ich mal nachschauen könnte. Ich reime mir einfach den Sinn zusammen. So ist das zwar nicht exegetisch korrekt, aber dafür gibt es immer wieder eine Textzeile die mir im Kopf bleibt.

Verrückt, oder?

Geschenkewahnsinn

Ok. Ich bin auch wirklich nicht allzu früh dran und es ist gar nicht mal mehr so viel Zeit bis zum 24. Dezember. Gestern war Halbzeit. Die Woche sowieso voll. Bis oben hin. Muss ja doch noch alles in diesem Jahr passieren. Keine Ausreden. Würde auch gern mal Pause machen. Aber weiter. Hier bestellen. Da ist ein Angebot. Hier nochmal über jenes Geschenk nachdenken. Tun ja irgendwie alle. Alle. Jede*r. Wäre doof, wenn kein Geschenk für andere, obwohl ich ein Geschenk bekomme. Kann man ja nicht machen. Macht man ja nicht so. Vielleicht. Also wenn dieser man das nicht macht, dann sollte ich das auch so handeln. Ich. Dreh. Durch. Stopp. Jetzt.

Wo ist die Würde?

Alle Menschen sind frei

Am 10. Dezember 1948 wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte genehmigt und verkündet. Ihr erster Artikel: 

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt
und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Zeilen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Die wesentlichen Züge meines Lebensgefühls sind benannt: Meine Freiheit, meine unantastbare Würde, meine Rechte, meine Vernunft, mein Gewissen und Nächstenliebe als wesentlicher Bestandteil des Umgangs miteinander.

Und doch bleiben Bauchschmerzen. Ich bin sicher nicht perfekt und auch ich profitiere mit Wohlstand von der Grenzpolitik der Europäischen Union. Auch ich trage Kleider (wenn auch mit jedem Einkauf weniger), die unter unfairen Bedingungen produziert worden sind. Und auch ich esse täglich Fleisch.

Alle Menschen sind gleich und ich handle für meine Würde und meine Rechte nicht in Geschwisterlichkeit. Ich würde lügen, wenn ich jetzt als moralische Pointe hier ansetze und sage: Nach diesem Artikel fange ich an ein guter Mensch zu sein. Schmeiße mein Handy weg, kaufe mir ein Fairphone, esse kein Fleisch und trage nur noch FairFashion. Glaub mir: Das werde ich wohl nicht.

Aber ich werde mich auch nicht hinter „Kann man doch eh nichts machen.“ und „Du machst das doch auch.“ und „So ist unsere Gesellschaft nun mal.“ verstecken, sondern für mein Handeln auch Verantwortung übernehmen.

Denn es gibt kein Argument, das einem Menschen seine Würde nimmt.

Würd‘ ich anders machen?

Das Jahr neigt sich mit der Adventszeit langsam dem Ende zu. 2017 war für mich ein turbulentes und aufregendes Jahr. Vieles hat sich verändert. Vieles hat sich gefestigt und vieles steht noch offen.

Heute vor einem Jahr stand ich noch auf wackligen Beinen und hatte Angst zum Ende zu kommen. Die Mosel hat mir beigebracht, dass Schleifen zu schlagen auch mal gut tut. Ich habe Held*innen verloren und das Chaos regieren lassen.

Einiges ist einfach passiert. Vieles habe ich selbst so entschieden. Nie die riesen Entscheidungen, aber auch nie wirklich einfache. Schritt für Schritt bin ich da angekommen, wo ich jetzt bin.

Würd‘ ich es anders machen?

Sicher einiges, aber wer weiß, wer ich dann jetzt wäre.