Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Es rotiert Prinz Pi – Im Jetzt ist das Chaos in Spotify. Und die Gedanken kreisen:

Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Wenn ich mit mir alleine bin.
Wenn gerade keine*r mit mir redet.
Wenn ich gerade an keine*n denke.
Wenn keine Benachrichtigung mich an was erinnert.
Wenn ich einfach alleine mit mir bin.
Wenn keine*r guckt.

Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Am Anfang war die Maske nur gemalt.
Und dann haben alle mich genauso kennengelernt.
Ohne Makel – die habe ich überschminkt.
Ohne Fehler – die habe ich geheim gehalten.
Ohne Probleme – die interessieren nicht.

Am Anfang war die Maske nur gemalt.
Und die Farben waren die Waffen meiner Wahl.
Doch die Farben bleiben
und die Maske sitzt fest.

Wer bin ich eigentlich, wenn keine*r guckt?

Wenn keine*r was sagt.

Wenn ich nur mich selbst hören kann.

Alex, auf uns!

Es ist Abend geworden, ich schenke mir ein Glas Wein und erfreue mich an dem Berg Wäsche, der darauf wartet von der Leine genommen, zusammengelegt und verstaut zu werden. Ich warte darauf, dass das Telefon schellt – und der ersehnte Anruf bimmelt im Messenger durch: es ist Alex! Vor vielen Jahren während des Studiums lernten wir uns kennen – als zusammengewürfelte Besatzung eines Krankenwagens mit der Mission, einen Schlaganfall-Patienten in der Nähe von Paris abzuholen. Das war 2011. Heute, 2018, fahren wir nicht mehr zusammen Krankenwagen international – aber schaffen es dennoch, obwohl uns viele hundert Kilometer Weg und viele verschiedene Perspektiven und Einstellungen zum Leben trennen, aneinander zu denken, sich zu fragen, was im Leben des anderen abgeht, was ihn bewegt – und bleiben angetrieben von der Sehnsucht, mal wieder ein Bierchen zu trinken und über unsere erste  gemeinsame Krankenwagen-Fahrt zu philosophieren. Dies ist ein phänomenales Gefühl, das eine tiefe Dankbarkeit und besondere Verbundenheit auslöst. Also Alex, nicht die Aussicht auf das Bier! 😉

Die Wäsche blieb dann doch größtenteils liegen, während wir telefonieren. Die Prioritäten verschieben sich. Die Wäsche läuft nicht weg – Alex schon, wenn man nicht aufpasst. Es tut mir gut, sich Zeit zu nehmen. Für Alex, für uns. Und ein Glas Wein, auf uns!

Zu spät

Manchmal ist einfach alle zu spät. Zu spät für ein ordentliches Frühstück. Zu spät, um eine Entscheidung zu überdenken. Zu spät, um überhaupt zu entscheiden, nur noch die Zeit zu handeln.

Manchmal lebt mein Leben sich ohne mich und es ist zu spät noch auf diesen einen Zug mit aufzuspringen. Lieber nebenherlaufen. Hoffen, dass er nochmal anhält.

Manchmal ist eben alles zu spät und ich verpasse Dinge. Fristen. So kommt dieser Eintrag erst Montagmittag statt Sonntag früh. Doch um das zu ändern ist es jetzt auch zu spät.

Zeit für ein Wendemanöver. Zurück zum Agieren, statt stets zu reagieren.