„Risen“ – ein Ereignis, das verändert?

„I believe I can never be the same.“ Mit diesen Worten fasst der Protagonist des Films „Risen“ (deutsch: „Auferstehung“) zusammen, was er über die merkwürdigen Ereignisse nach der Kreuzigung Jesu denkt. Es sind eindrucksvolle Worte nach der Hetzjagd nach dem Leichnam Jesu und nach einer Begegnung, die der römische Tribun nie für möglich gehalten hätte.

Die Auferstehung als Thema eines Hollywood-Films, die Botschaft so klar und deutlich wie in der Bibel selbst. Irgendwie schade. Eine Neuinterpretation, eine herausfordernde Spielart, die bisher Geglaubtes hinterfragt, mich aufregt, mich fordert – wäre das nicht viel spannender gewesen als eine alte Geschichte in neuem Gewand?

Dennoch: Die finalen Worte hallen auf dem Weg aus dem Kinosaal in meinem Kopf nach. „I believe I can never be the same.“ Und da dämmert es: Ist das provozierende vielleicht gerade die Frage, die mir der Film mit diesem Schlusssatz mitgibt? Was könnte herausfordernder sein, als mich aufzufordern, mir ganz konkret zu überlegen: Was verändert Ostern – in meinem Alltag, meinem Innern, meinem Leben?

Meine Freiheit

Ich hasse es abhängig zu sein.
Nicht im Sinne davon, dass eine*r für mich da ist. Dass ich mich auf jemanden verlassen kann. Nicht das Gefühl von Fallen-Lassen. Aufgefangen werden. Ausruhen.

Sondern das Abhängig-Sein.
Der Zwang, dass ich mich fallen lassen muss. Dass ich nicht von alleine aufstehen darf. Dass ich immer die Hilfe brauche, die mir angeboten wird. Dass da eine Person ist, die denkt besser zu wissen, was ich denken, fühlen, sagen, lassen sollte.

Personen, die versuchen meine Freiheit an ihre beschränkten Ketten zu legen, um es mir als eine besonders erhabene Form der Freiheit zu verkaufen. Bis ich nach Tagen, Wochen, Monaten, Jahren endlich begriffen habe, dass eine erhabene Form der Kette trotzdem eine Kette ist.

Um das zu erkennen, brauche ich oft andere. Die mir beistehen. Mir die Ketten zeigen. Die helfen, um mir zu helfen und nicht gleichzeitig eine neue Kette schmieden. Die ein Interesse an meiner Freiheit haben.

Die wissen, dass ich ihnen auch bei ihren Ketten helfen werde.

In Kooperation mit katholisch.de befassen wir uns die Fastenzeit mit den 7 Werken der Barmherzigkeit. Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag veröffentlichen wir einen Gebetsimpuls auf der katholisch.de Facebookseite. Und jeden Sonntag einen Gedanken auf unserem Blog. Alle Gedanken sind unter Fastenaktion 2016 abrufbar. #barmherzlich

Zwischenstopp

18.18 Uhr. Viel zu spät. Sie hatte eigentlich schon seit einer halben Stunde hier raus sein wollen. Aber dann hatte das Telefon nicht aufgehört zu klingeln und es war ja auch alles wichtig gewesen. Wirklich wichtig.

18.43 Uhr. Verdammt. Mit dem Pfleger hatte sie ausgemacht, um 18.00 Uhr da zu sein. Er wollte noch irgendwas mit ihr besprechen. Egal, in erster Linie ging es ihr darum, kurz reinzuschauen und dann möglichst schnell nach Hause zu kommen. Der Tag war lang genug gewesen. Warum hatte sie sich überhaupt darauf festnageln lassen, auf diesen Besuch? Und wo musste sie überhaupt hin in diesem riesigen Haus mit den 30 Fluren? Unschlüssig blieb sie erst vor einer Infotafel stehen, fand sich nicht zurecht und erfragte dann doch an der Pforte Zimmernummer und den Weg dahin.

Als sie den langen Flur betrat, war kein Mensch zu sehen. Keine Schwester, keine Angehörigen, nur der typische Krankenhausgeruch begleitete ihre Schritte. „Hoffentlich fange ich mir hier nix ein.“, dachte sie kurz und ging automatisch in Gedanken ihren Terminkalender durch. Nein, krank werden – das war einfach nicht drin im Moment.

18.48 Uhr. Unwillig und genervt klopfte sie an, nachdem sie noch einmal kurz überlegt hatte, umzudrehen und einfach wieder zu gehen. Aber das Pflichtgefühl drängte sie dazu, doch wenigstens kurz reinzuschauen. Als sie den Kopf in das Zimmer streckte, wurde sie erfreut begrüßt. Dann hörte sie sich mehr oder minder geduldig die ganze Krankengeschichte an, nickte höflich, tätschelte kurz die Hand, wünschte gute Besserung und verabschiedete sich hastig.

19.01 Uhr. Wieder auf dem Parkplatz, blickt sie sich erleichtert um. Geschafft. Pflicht erfüllt, Besuch abgestattet. Sie überlegt kurz, was geschehen war. Nicht viel. 10 Minuten. Geteilte Zeit, offenes Ohr, mitfühlendes Nicken. Viel gekostet hat es sie nicht, nur die Überwindung. Ein Blick in den Terminkalender zeigte, dass sie auch morgen irgendwo 10 Minuten rausschneiden konnte.
Vielleicht sogar 13.

In Kooperation mit katholisch.de befassen wir uns die Fastenzeit mit den 7 Werken der Barmherzigkeit. Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag veröffentlichen wir einen Gebetsimpuls auf der katholisch.de Facebookseite. Und jeden Sonntag einen Gedanken auf unserem Blog. Alle Gedanken sind unter Fastenaktion 2016 abrufbar. #barmherzlich

Märchenstunde

Ich war schon immer ein großer Freund von Märchen. Ganz besonders haben es mir die Gebrüder Grimm angetan, bis heute kann ich aus meinem Märchenbuch fast jede Geschichte auswendig.

Mein Lieblingsmärchen ist eines der kürzesten aller Grimm-Märchen. Das Märchen vom Sterntaler.

Ein armes, heimatloses Waisenmädchen macht sich aus lauter Einsamkeit, Armut und Verzweiflung eines Nachts auf den Weg auf ein Feld. Es heißt dabei, es ginge „im Vertrauen auf den lieben Gott“. Dieser Satz hat mir immer sehr gut gefallen. „Im Vertrauen auf den lieben Gott“ klingt sehr kindlich, irgendwie lieb und zutraulich.

Auf ihrem Weg verschenkt das Mädchen das bisschen, was es noch hat, an Menschen, die genauso arm sind wie es selbst.
Ohne zu zögern, verschenkt das Mädchen auch all seine Kleidung, so dass es am Ende selbst nackt im Dunkeln auf dem Feld steht.

Als Kind fand ich das unfassbar.
Das Mädchen hat sich selbst nackt gemacht, um andere zu bekleiden.
Die eigene Kleidung aufgegeben, um anderen in dieser dunklen, kalten Nacht Wärme und Geborgenheit zu schenken.
Ein Mädchen, das selbst kaum etwas hat.

Heute finde ich diese Geschichte immer noch unfassbar.
Sie begegnet mir jedes Jahr aufs Neue in der harten Realität, wenn ich nach Kenia reise. Dort helfen die Ärmsten der Armen sich gegenseitig. Beschenken sich mit allem, was sie haben, auch wenn sie dabei selbst am Ende nackt dastehen.

Viele reiche Menschen bei uns horten und vermehren ihren Besitz ins Unermessliche. Aus Schnäppchenwahn kaufen so viele Menschen T-Shirts für 3 Euro, werfen sie nach 4 Wochen wieder weg oder stopfen sie tief in den sowieso viel zu vollen Kleiderschrank, während im Fernsehen die Bilder von hungernden und frierenden Kindern über den Bildschirm laufen.

Früher dachte ich: Irgendwie ist sie doch wahnsinnig, dieses Mädchen im Märchen.

Heute bewundere ich sie: Auch ich kaufe viel zu oft billige Dinge, handel wider besseres Wissen und habe zu viel Angst um mein „gutes Leben“, meinen privaten Besitz.

Muss man vielleicht selbst arm sein, um anderen helfen zu können? Muss man selbst fast nackt sein, um Kleidung teilen zu können?

Das glaube ich nicht.

„Im Vertrauen auf den lieben Gott“ ging das kleine arme Mädchen hinaus aufs Feld.

Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter harte blanke Taler: und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.

Ich will lernen, Menschen zu bekleiden.
Ich will lernen, hinaus aufs Feld zu gehen, meinen Egoismus zu vergessen.
Ich will es lernen, dieses „Im Vertrauen auf den lieben Gott“.

In Kooperation mit katholisch.de befassen wir uns die Fastenzeit mit den 7 Werken der Barmherzigkeit. Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag veröffentlichen wir einen Gebetsimpuls auf der katholisch.de Facebookseite. Und jeden Sonntag einen Gedanken auf unserem Blog. Alle Gedanken sind unter Fastenaktion 2016 abrufbar. #barmherzlich