Ich liege im Bett

Ich liege im Bett.

Ist ja erstmal nichts Ungewöhliches – dafür wurde es ja erfunden.
Zum Liegen und Schlafen… und vielleicht für ein paar andere Dinge.

Ich liege im Bett.

Neben mir ein Pizzakarton – Kochen war heute nicht.
Es ist 16:24. Eine dieser Zeiten, bei denen es sich schwierig gestaltet, als (halbwegs) Erwachener eine Ausrede zu finden nutzlos rumzuliegen.

Ich liege im Bett.

Und hätte eigentlich zu tun.
Mein Schreibtisch
Meine Ablagefläche für Dinge, die ich vor mir her schiebe, quillt über.
Mein Boden müsste auch mal wieder gestaubsaugt werden.
Ein Blick auf mein Handy verrät: drei Anrufe in Abwesenheit.
Und was mache ich?

Ich liege im Bett.

Und staune.
Über mich. Über die Welt.
Über diese Stimme, die leise sagt: „Dann steh halt auf und mach was!“
Über diese andere Stimme, die lauter ist und schreit: „Aber warum denn?“

Ich liege im Bett.

Dann steh ich auf, nehme den Pizzakarton und werfe ihn weg.
Ich gehe an den Schreibtisch.
Die laute Stimme, der innere Schweinehund, bellt noch einmal und ist dann still.

Heute habe ich gewonnen.

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Jeden Tag ein neues Törchen. Dieser Beitrag ist Teil unseres Adventkalenders 2015 zum Thema Aufbruch & Abbruch. Alle weiteren Einträge findest du in unserem Archiv unter Adventskalender 2015.

Nicht jetzt.

Es klopfte. Laut.
Einmal.
Zweimal.
Ein weiteres Mal.

Ich komme sofort,
rief die Person diesseits.
Den Topf vom Herd,
die Hände an die Schürze.

Unpassend. Jetzt!
Ausgerechnet.

Ein viertes Mal.
Das Klopfen. Laut.

Die Hand an der Klinke
öffnete die Person diesseits
die Tür.
Schnee wehte herein. Kalt.
Niemand da.

Achselzucken. Stirnrunzeln.
Unpassend! Jetzt! Egal.
Ausgerechnet.

Egal?

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Wenn Bleiben der beste Aufbruch ist

Eine Dachterrasse in Madrid.

Freundschaft, Freiheit und Zufriedenheit.

Drei Stunden lang.

Und zwischendurch immer wieder die Pläne zum Aufbruch: Sightseeing, Shopping, Essen.

Je mehr Zeit vergeht, umso größer wird der Hunger. Und die Pläne.

Wir können alles schaffen, was wir wollen. Zu zweit können wir Madrid erobern und die ganze Welt gleich mit. Keine Grenzen. Nichts hält uns auf. Hochgefühle. Wir schmieden Pläne über all das, was wir machen, wenn wir aufbrechen. Und bleiben sitzen.

Drei Stunden lang.

Die Pläne wachsen weiter.

Gnadenlose Selbstüberschätzung und somit Ursprung der Sünde sagen wohl die Theologen. Alkoholeinfluss sagt meine Mitplanerin. Gotteserfahrung sage ich.

Wer Recht hat? Keine Ahnung. Ich glaube, ich.

Das Ergebnis dieser Gotteserfahrung?

Ein Loch im Magen. Sonnenbrand auf den Schultern. Und das Gefühl wirklich aufgebrochen zu sein.

Mitten im Bleiben.

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Du bist die Mauer?!

Mein Geburtstag ist der 1. April 1990. Die DDR existierte noch.

Der Mauerfall lag etwa fünf Monate zurück.

Zwei Wochen vor meinem Geburtstag finden die ersten und zugleich die letzten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR statt.

Die Wiedervereinigung ist im vollen Gange.

Die DDR oder besser gesagt das, was davon übrig geblieben ist, kenne ich nur von diversen Berlin-Besuchen, Zeitzeugenberichten und aus den Medien.
Ich habe diese Nacht nicht miterlebt. Nicht als Zuschauer am Fernsehen und schon gar nicht vor Ort in Berlin.
Und doch bereitet es mir immer wieder Gänsehaut,
wenn ich die Bilder jener Nacht sehe.
Menschenmassen an den Grenzübergängen in Berlin. Jubel. Tränen.
Endlose Freude über das, was da geschieht.

Der Mauerfall wurde erst durch die Menschenmassen auf den Straßen möglich.
Die Bürger*innen der DDR wollten nicht länger eingesperrt sein, nicht länger gesagt bekommen, was sie zu tun oder zu lassen haben.
Durch die Mauer war ein ganzes Land sichtbar getrennt.
Familien wurden auseinandergerissen.
In der Nacht des Mauerfalls haben sich Emotionen und Hoffnungen auf den Straßen gesammelt und haben mit dafür gesorgt, dass die Mauer eingerissen wurde.

Doch wie sieht es heute aus? Die Mauer als Bauwerk ist, bis auf kleine Restteile, verschwunden.

Deutschland ist seit 25 Jahren wiedervereinigt.

Bei einem Berlin-Besuch im Sommer 2013 besuchte ich die Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße und stolperte regelrecht über einen Stein, der mich heute noch zum Nachdenken bringt. Ich habe keine Ahnung, ob er zur Ausstellung gehört, oder ob ihn jemand einfach dahin gelegt hat.

Seine Aufschrift: DU BIST DIE MAUER

Was hat das zu bedeuten?

Ich entdecke bei mir immer wieder Mauern in meinem Kopf, bei denen es auch an der Zeit wäre sie einzureißen.
Mein oftmals enger Blick, meine Zweifel, Vorurteile, schlechte Angewohnheiten…

Ich könnte noch viel mehr aufzählen. Als ich die Inschrift auf dem Stein das erste Mal gelesen habe, kam ich mir irgendwie überführt und erwischt vor.
Was hat das zu bedeuten?

Mauern einreißen. Das geht nur dann, wenn ich bei mir anfange und meine Mauern einreiße. Mauern aus Angst. Mauern aus Gewohnheit.

Jede*r hat Mauern in ihrem*seinem Leben.

Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Vor 26 Jahren.
Ein Anfang. Doch es darf niemals aufhören damit.
Mauern müssen immer wieder eingerissen werden.
Mauern aus Gewalt, Vorurteilen und Pessimismus.
Mauern aus Desinteresse und Wegschauen.
Mauern im Alltag.

Du bist die Mauer. Du bestimmst, ob sie fällt.

Ich wär gern weniger wie ich

Ich mag es, wenn Lieder meine Gedanken anstoßen und mich ins Grübeln bringen.

Während des Hörens fällt mir auf, wie oft ich dann doch ein bisschen mehr so wie du sein möchte.

Neidisch schaue ich auf das, was du hast und was ich nicht habe. Mal wieder…

Ich stelle mir selbst eine Aufgabe: Heute bin ich mal zufrieden mit mir.

Geht das? Ein Versuch ist es wert.

Zufriedenheit mit allem, was mich ausmacht und was ich habe.

Ich finde keine Lösung, aber ich versuche zumindest mir einen Satz zu Herzen zu nehmen, den ich vor einigen Jahren gehört habe, nachdem ich wieder einmal versucht habe du zu sein.

Wer vergleicht, verliert.

Es lohnt sich immer wieder auf ein Neues auszuprobieren,
ich zu sein und nicht du.

Kraftklub - Wie Ich (official video)

Gut Pfad!

Pfadfindergruß.

Ein Zwölfjähriger hat mir mein Leben erklärt.

Er streckt mir seine linke Hand entgegen. Der Pfadfindergruß.

Mit der linken Hand. Seltsam.

Und die rechte Hand finde ich noch seltsamer und frage nach.

Die drei mittleren Finger ausgestreckt. Daumen und kleiner Finger werden übereinander gelegt.

Alles hat seine Bedeutung und es ist so banal. Und so wichtig zugleich.

Der Daumen liegt über dem kleinen Finger. – Der Große beschützt den Kleinen.

Der erste der mittleren Finger erinnert mich an Gott. – Der zweite an meine Mitmenschen. –  Und der dritte an mich selbst.

So einfach und doch stehe ich wie vom Donner gerührt da.

Wie oft habe ich den dritten Finger vergessen?

Türen dieser Welt

Es bringt mich aus der Fassung. Wie viele Leute sich dagegen wehren, Flüchtlingen die „Türe aufzumachen“. Wie viele Sätze in dieser Richtung mit „Ich stelle weder die Menschenrechte in Frage, noch bin ich ausländerfeindlich“ beginnen und einem gesprochenen oder hörbar gedachten „…, aber…“ beendet werden.

Gleichzeitig stehen viele Andere für Flüchtlinge ein und auf, versuchen zu argumentieren und zu begründen, warum es gut, gerecht, sinnvoll, gewinnbringend,… ist, fremde Menschen im „eigenen Land“ aufzunehmen.

Was mich dabei immer häufiger zum Nachdenken bringt: Warum braucht es diese vielen verschiedenen Argumentationen? Egal ob religiös motivierte („Jesus war ja auch ein Flüchtling“), oder solche, die besagen, „dass das alles gar nicht so schlimm ist – immerhin kenne man doch bestimmt den und den – und der war ja auch mal Flüchtling und sei doch jetzt ein guter Bürger…“, sie alle rechtfertigen und suchen wortreich nach Begründung.

Warum reicht es denn nicht schlichtweg, dass es einem Menschen schlecht geht, jemand kein Zuhause hat, um sein oder ihr Leben bangen muss?
Warum ist diese himmelschreiende Ungerechtigkeit nicht schon Grund genug?
Ist sie nicht Grund und die Menschen, die nach Schutz suchen, nicht Anlass genug, mir mal wieder zu überlegen, wem diese Welt denn nun gehört?

Es mag naiv klingen, aber reicht das nicht? Reicht das nicht aus, um Menschen zumindest die „Tür“ „meines Landes“ aufzumachen?

Wer hat diese Tür überhaupt gebaut? Gehört die Welt nicht allen, die auf ihr herumlaufen?!