Meine Freiheit

Ich hasse es abhängig zu sein.
Nicht im Sinne davon, dass eine*r für mich da ist. Dass ich mich auf jemanden verlassen kann. Nicht das Gefühl von Fallen-Lassen. Aufgefangen werden. Ausruhen.

Sondern das Abhängig-Sein.
Der Zwang, dass ich mich fallen lassen muss. Dass ich nicht von alleine aufstehen darf. Dass ich immer die Hilfe brauche, die mir angeboten wird. Dass da eine Person ist, die denkt besser zu wissen, was ich denken, fühlen, sagen, lassen sollte.

Personen, die versuchen meine Freiheit an ihre beschränkten Ketten zu legen, um es mir als eine besonders erhabene Form der Freiheit zu verkaufen. Bis ich nach Tagen, Wochen, Monaten, Jahren endlich begriffen habe, dass eine erhabene Form der Kette trotzdem eine Kette ist.

Um das zu erkennen, brauche ich oft andere. Die mir beistehen. Mir die Ketten zeigen. Die helfen, um mir zu helfen und nicht gleichzeitig eine neue Kette schmieden. Die ein Interesse an meiner Freiheit haben.

Die wissen, dass ich ihnen auch bei ihren Ketten helfen werde.

In Kooperation mit katholisch.de befassen wir uns die Fastenzeit mit den 7 Werken der Barmherzigkeit. Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag veröffentlichen wir einen Gebetsimpuls auf der katholisch.de Facebookseite. Und jeden Sonntag einen Gedanken auf unserem Blog. Alle Gedanken sind unter Fastenaktion 2016 abrufbar. #barmherzlich

Feuermomente

Dabei  sein.
Nur nicht trödeln.
Von einer wichtigen Verabredung  zur nächsten.
Immer auf dem Sprung.
„Ich muss aber noch schnell…“

Und dann trotzdem immer irgendwie zu spät kommen.
Nirgens richtig da sein.
Und im Hinterkopf das alte Sprichwort meiner Mutter:
„Du kannst nicht auf jeder Hochzeit tanzen!“
Na und? Ich will es aber versuchen!

So sieht mein Leben in letzter Zeit viel zu oft aus.
Ich hetze von Tür zu Tür und mache all die Sachen die ja soo wichtig sind.
Dann passt mein Leben quasi auf die DinA5 Seite meines Taschenkalenders auf das Display meines Handys.
Und immer öfter liege ich im Bett und stelle mir die Frage:
Heute schon gelebt?

Ich ändere das jetzt.
Leichter gesagt als getan. Aber ich meine es ernst.
Ich lege den Schalter um und versuche mal irgendwo ganz da zu sein.

Angekommen…

Da sein – bei der Tasse Kaffee am Mittag.
Ankommen – beim Abend mit Freund*innen.
Die Zeit vergessen, weil es so viel zu erzählen gibt.
Karten spielen.
Musik hören.
Sich selbst nicht ganz so ernst nehmen.
Der Sonne beim Aufgehen zuschauen.

Die Liste ist lang und könnte noch länger sein.
Es ist meine Liste.
Meine Liste mit Feuermomenten.
Diese Momente will ich brennen lassen, dass es knistert und raucht.

Sie sollen mich wärmen, dass ich auftaue.
Auch wenn mir manchmal der Rauch in die Augen weht.
Auch wenn jede Sekunde der Alltag wieder um die Ecke schaut.

„Du kannst nicht auf jeder Hochzeit tanzen“
Das stimmt.
Deswegen suche ich jetzt den Moment.

Und lasse ihn brennen.

Meine Pegida-facebook-„Freund*innen“

Vor etwa zwei Jahren hat einer meiner sog. fb-Freunde in etwa so gepostet:

„Deutscher Opa wird aus Altenheim geworfen und wird obdachlos, um für kriminelle, sozial-schmarotzende Flüchtlinge Platz zu machen.“

Und ich bin vorm Bildschirm vor Wut über die Hetze fast an die Decke. Der Post lag mir im Magen. Mir waren solche Hass- und Lügen-Posts nicht fremd. Gerade diesen kannte ich sogar. Mimikama hatte bereits darüber berichtet. Aber ich war trotzdem erstmal schockiert darüber, dass ich mit jemand bekannt bin, der solche Meinungen tatsächlich vertritt und die Lügen aus welchem Grund auch immer teilt.

Ich konnte das nicht ignorieren, aber wie sollte ich reagieren?

Entfreunden? Kommentieren? Diskutieren, obwohl die Erfolgsaussichten dabei bekanntlich eher mies sind? Facebook melden? Oder vielleicht doch ignorieren?

Inzwischen hab ich schon fast alles ausprobiert. Personen, die ich nicht besonders gut kenne, hab ich einfach aus meiner Freundesliste gelöscht. Mit anderen hab ich versucht darüber zu reden. Habe Instanzen wie Mimikama/Zddk genutzt, um Argumente auszuhebeln. Es gibt sogar eine Freundin, bei der ich es einfach ingnoriere. Einem anderen Freund „folge“ ich einfach nicht mehr.

Egal was ich tue, ich fühle mich hilflos. Denn was bringt es? Ändert es die Meinung der Hater*innen?

Aber ich bin aufmerksam geworden, wie andere damit umgehen.

Erstmal herausfinden, welche*r fb-Freund*in sich öffentlich dazu bekennt: Unfriend.me ist ein Tool, das die Freundesliste nach „Pegida-Likern“ o.ä. durchsucht.

Check: keine Treffer in meiner Liste. Hm, finde ich es gut, dass ich meine Freund*innen derart kontrolliere und überwache? Stasi lässt grüßen.

Einige Blogger*innen fordern dazu auf: Kicken! Unfrienden! Mit so jemanden kann man nicht befreundet sein, also Ausmisten!

Ok… Und was, wenn es nicht nur zwei oder drei Freund*innen sind, die sich als fremdenfeindlich outen – wenn es mehr wären? Dann müsste ich mir plötzlich ein neues Umfeld suchen? Werde ich dann zum Rassismus-Flüchtling?

Und lernen diejenigen dann daraus? Und was ist mit Meinungsfreiheit und Toleranz anderer Weltansichten? Und überhaupt.

Andere plädieren dazu, die gleichen Strategien zu nutzen, wie bei der Erziehung kleiner Kinder: Zuhören und nicht abblocken, sondern zeigen, dass das Verhalten sozial nicht kooperativ ist, um eine Veränderung des Verhaltens zu bewirken.

Häh? Wie mach ich das? Und inwieweit sind Erwachsene damit zu beeindrucken? Die meisten dürften imuner sein als Kleinkinder. Oder vielleicht doch nicht?

Ist das vielleicht so etwas wie: Das Verhalten ablehnen, aber die Person annehmen?

Wie geht man mit sowas um?

Abbruch oder nicht?

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Jeden Tag ein neues Törchen. Dieser Beitrag ist Teil unseres Adventkalenders 2015 zum Thema Aufbruch & Abbruch. Alle weiteren Einträge findest du in unserem Archiv unter Adventskalender 2015.

Novemberlaune und Sonnenmenschen

Augen auf – Der Wecker klingelt, 7 Uhr.
Fenster auf: Novemberwetter.
Ich gehe aus dem Haus. Ich bin gewappnet.
Mit meinem neuen besten Freund:
Dem Regenschirm.
Mit ihm versuche ich mich zu schützen.
Vor der Nässe. Vor der Welt. Vorm November.
Im November läuft alles auf Sparflamme.
Die Heizungen. Aus Kostengründen.
Auf Sparflamme auch meine Motivation.
Im Studium. Im Freundeskreis. Im Leben.
Nur die Regenwolken scheinen von Sparflamme noch nichts gehört zu haben.
Schade drum.
Ich hasse den November. Jetzt ist es raus.
Ich hasse diesen toten Monat.
Da ist der Weinstand am Hauptmarkt nicht mehr und der Weihnachtsmarkt noch nicht offen.
Ich hasse den November und das merkt man auch.
Im November bin ich kein guter Mensch.
Im November brauch ich euch noch viel mehr.
Ihr Sonnenmenschen.
Ihr Wolkenbrecher*innen.
Ich brauche euch zum Aufrechtgehen. Zum Kopf Ausschalten.
Ihr dreht meine Sparflamme auf und haltet den Regenschirm für mich.
Dann kann ich ich sein – und vielleicht doch ein bisschen mehr so wie du.

Du (er)trägst mich

Immer wieder sind sie da.
Diese Momente in denen man sich selbst ertragen muss.
Wenn man mal wieder Geisel seiner selbst ist.

Mir fallen zu genüge Dinge ein, die ich an mir ändern will, ändern sollte, ändern könnte…?

Doch da sind sie.

Wer?

Die Menschen, die mich ertragen und aushalten.
Die Menschen, mit denen ich Tränen lachen und das Leben gebührend feiern kann.
Die Menschen, die mir aber auch mal sagen, wie blöd ich sein kann.
Die Menschen, mit denen ich weinen kann.

Ich habe oft das Gefühl, dass ich viel zu wenig erwähne, wie sehr ich euch brauche und wie viel Kraft ihr mir gebt, mich manchmal selbst zu ertragen.

Mit euch kann ich meine Zweifel beiseite räumen und zumindest für einen Moment fest daran glauben, dass es dich gibt.

Mitten unter uns.