Durchlüften

So, jetzt hab ich also auch endlich mal Stromberg geguckt. Ja, ich weiß, das ist jetzt keine Sensationsmeldung und ich hinke da dem Rest der Welt wahrscheinlich etwas hinterher. Aber ich mache das gerne, abgelaufene Serien gucken. Dann natürlich am Stück und auf einen Rutsch.

Ich habe also in meinem mehr oder weniger aufgeräumten Wohnzimmer gesessen, alles, was ich zu tun gehabt hätte, schön an den Rand meiner Wahrnehmung geschoben, Herr Stromberg hat seine Mitarbeiter*innen schikaniert und ich hab Angry Birds gespielt. Oder Candy Crush. Oder was auch immer. Vielleicht 2048.

Achso, das sollte ich vielleicht erwähnen. Bei so einem Serienmarathon häng ich immer irgendwann am Handy. Ich hab eben eine kurze Aufmerksamkeitssp (Die mäßig witzige Bemerkung mit „Oh! Ein Eichhörnchen!“ spare ich mir an dieser Stelle. Aber so hieß eine StudiVZ-Gruppe, in der ich war… Good night, sweet StudiVZ, and flights of angels sing thee to thy rest!… Ich fühl mich alt.) anne.

Während ich so mit Vögeln auf Schweine geschossen oder Bonbons zusammengeschubst oder Kacheln aufeinander geschoben hab, musste ich auf einmal doch meine Aufmerksamkeit der Schadensregulierung M bis Z der Capitol Versicherung AG schenken, Fernbedienung suchen, zurückspulen.

Ich halte Bernd Stromberg sicher nicht für eine moralische Richtschnur, ein Vorbild oder sonst was in der Art, aber das, was er da grad gesagt hat und wahrscheinlich nicht mal ernst meint, merk ich mir.

„So’n schlichter Dank, eine einfache Anerkennung. Das ist so, als ob dir die ganze Seele einmal komplett durchgelüftet wird.“

Krass.

Ich hab mir das direkt noch mal angehört. Und nochmal.

Danke ist wie Durchlüften. So würde ich das ja nie formulieren. Aber ich weiß, was gemeint ist. Dieses Durchlüften-Gefühl kenne ich.

Da will man mal eben fünf Staffeln deutsche Comedy gucken und aus Versehen lernt man was über das Leben. Verrückt.

Ach übrigens: Danke, dass du dir die Zeit nimmst, das zu lesen.

(Wer mir das nicht glaubt: Stromberg Staffel3, Folge 4, „Der Protest“, ca. bei 11:28)

Mut zum Tiger in dir

Was ich am Theologiestudium besonders klasse finde, sind die Praktika. Raus aus dem Vorlesungssaal, hin zu den Menschen, Erfahrungen sammeln, sich ausprobieren, das Gelernte in die Tat umsetzen, Glaube vor Ort erleben und teilen…

Eine der prägendsten Erfahrungen, die ich in meinem letzten Praktikum machen durfte, war das Ermutiger*in-Sein. Im Rahmen einer ökumenischen Jugendaktionswoche, in der es darum ging, gemeinsam Gutes zu tun und sich sozial zu engagieren, wurden ein paar Jugendliche und Betreuer*innen für einen Tag lang zu Ermutiger*innen. Unsere Mission: Menschen an ihrem Arbeitsplatz besuchen. Unser Ziel: ihnen für ihre tagtägliche Arbeit „Danke“ sagen – kurz: sie ermutigen.

Ausgestattet mit einem Strauß Blumen sind wir also losgezogen und haben Menschen an ihren unterschiedlichen Arbeitsplätzen überrascht: in der Polizeidienststelle, in der Bäckerei, im Krankenhaus…

Die Menschen haben zunächst nicht schlecht gestaunt, als plötzlich eine Gruppe junger Leute mit Blumen vor ihnen stand, um ihnen ein positives Feedback für ihre Arbeit zu geben. Doch nach der ersten Verwunderung erschien ein Lächeln auf den Gesichtern. „Es tut gut, sowas mal gesagt zu bekommen. Wir versuchen wirklich jeden Tag unser Bestes zu geben. Schön, dass unsere Arbeit geschätzt wird!“

Durch diese Aktion ist mir deutlich geworden, dass Ermutiger*in-Sein ganz einfach ist, sei es für ein Familienmitglied, für eine*n Freund*in oder eben für einen fremden Menschen an seinem Arbeitsplatz. Es braucht dabei nicht viele große Taten oder Worte. Eine kleine Geste, wie ein Lächeln oder ein positiver Zuspruch reichen manchmal schon, um einen Menschen zu ermutigen, ihm eine Freude zu machen und ihm zu zeigen, dass man ihn und das, was er tut, wertschätzt. Sowas kann Balsam für die Seele sein, nicht nur für den*die Ermutigten, sondern auch für den*die Ermutiger*in selbst.

Es wäre schön, wenn die Welt voller Ermutiger*in wäre…

…lass uns heute noch damit anfangen.

Weck den*die Ermutiger*in in dir!