Sonnenstrahlkraft

Es ist vier Uhr am Nachmittag, die Sonne hat sich hinter Wolken und Nebel versteckt. Ich bin müde und mache ich mich auf den Weg nach Hause. Eigentlich hätte ich noch Uni – aber die letzte Vorlesung lasse ich sausen. Das ist heute einfach nicht mehr drin…

Mein Auto scheint fast von allein zu fahren. So ist das, wenn man einen Weg wieder und wieder fährt. Die Gewohnheit sitzt am Steuer und lässt einen abstumpfen: für die Umwelt, die andern, das Leben.

Aber das ist mir auch heute ganz recht so – erst mal das Radio aufdrehen. In meinem Auto schotte ich mich ab: vom Nachdenken, von mir, und auch von Gott.

Und dann passiert es plötzlich, auf dem Weg nach unten übersehe ich ein Schlagloch. Ich schrecke auf und schaue mich um… und sehe es. Ich kann es nicht in Worte fassen. Wahre Schönheit: Die Sonne, gerade im Begriff unterzugehen. Das Bild brennt sich mir ein. Ich drehe die Karre um und halte an einer Bushaltestelle. So was habe ich schon lange nicht mehr gesehen: Wie die Sonne hinter Nebelschwaden durchbricht, plötzlich noch einmal alles gibt und mir ihr Leuchten schenkt… wunderbar.

Es ist noch anderen wie mir ergangen. Sieben, acht Leute haben angehalten, sind ausgestiegen. Sie haben ihren Alltag zurückgelassen und stehen jetzt hier. Andächtig sehen wir zu. Eben noch im alten Trott verfangen, schauen wir jetzt einfach nur stumm zu und genießen. Niemand macht Fotos, jedem*r ist klar: Das hier lässt sich nicht einfangen. Nach zwei Minuten ist alles wieder vorbei.