Eine Fahrt für den Weltfrieden

Ich fahre gerne mit Mitfahrgelegenheiten und lerne dabei immer neue Leute kennen. Die Begegnung auf meiner letzten Fahrt nach Freiburg begann wie einer dieser schlechten Witze. 

Ein deutscher Kurde, gerade erfolgreich seinen Hauptschulabschluss auf der Abendschule gemacht, gläubiger Muslim. Eine Tunesierin, Assistenzärztin und seit wenigen Monaten in Deutschland, glaubt an Gott, sieht sich aber nicht in einer Religion gebunden. Und eben ich, ein katholischer Religionslehrer. Wir drei in einem Auto und mehr als zwei Stunden gemeinsame Fahrt. Wir drei leben in völlig unterschiedlichen Welten, wurden unterschiedlich sozialisiert und haben für einen kurzen Augenblick ein gemeinsames Ziel: Freiburg. Ansonsten gehen unsere Vorstellungen mal mehr mal weniger weit auseinander. 

Mit der Tunesierin bin ich mir einig über die negativen Seiten von Religion und warum sich Menschen auch abwenden können, wenn sie bspw. als Frau systematisch diskriminiert werden. Für sie gilt als Ärztin aber auch stets der Primat der Wissenschaft. Ganz anders mein zweiter Mitfahrer. Viele würden ihn als naiv gläubig beschreiben. Er fordert uns allerdings auch heraus, indem er ganz selbstverständlich Allah als den Schöpfer der Erde in sechs Tagen sieht und keinen Zweifel an der lenkenden Hand Gottes im Leben aller Menschen zeigt. Eine lebendige Diskussion entsteht über Vorstellungen von Leben nach dem Tod, Himmel und Hölle, Allah, Prophet*innen usw.

Dann schweigen wir eine Zeit lang. Alles wurde gesagt und die Standpunkte scheinen klar zu sein. Ich denke mir, dass in einem Witz jetzt die Pointe kommen müsste. Treffen sich drei Fremde in einem Auto und dann etwas Unvorhergesehenes. Wir nähern uns Freiburg und zum ersten Mal auf der Fahrt hört es auf zu regnen. Der Himmel öffnet sich und die Sonne glitzert durch einen kleinen Spalt in der Wolkendecke.

Wir reden weiter, doch diesmal geht es um das Leben, den Umgang mit den Mitmenschen, Moral und kurz bevor wir ankommen sind wir uns einig: Alle Menschen sind gleich. Unsere Vorstellungen von Religion, Glauben und Gott gehen wahrscheinlich zu weit auseinander. Letztlich bleiben wir bei diesen Themen auch immer Suchende und Fragende. Wenn es aber um das konkrete Leben auf der Erde und in unserem Auto geht, dann wollen wir Frieden und gleiche Rechte für alle.

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