Kabel sortieren

Mein Vater ist ein penibler Mensch, wenn es um Arbeit und Ordnung geht. Bei ihm bekommen Maßband und Wasserwaage sakralen Charakter. Wenn ein Tisch, ein Schrank oder Kabel noch um 5 mm perfekter positioniert werden können, wird es getan.

Ich bin nicht so. Bei mir ist gerne die fünf mal grade und „perfekt“ liegt halt irgendwo zwischen zu gut und zu schlecht.

Zu einer der nervigsten Geschichten zwischen meinem Vater und mir gehört wahrscheinlich das Einrichten seines Büros. Als wir fertig waren, wurde jedes Möbelstück wahrscheinlich achttausendmal angepackt, musste der Schreibtisch gefühlt halb zersägt werden und nochmal neue Kabelhalter gekauft werden, damit auch alle elektrischen Kabel perfekt positioniert werden können.

Seit nun fast vier Jahren hab ich meine eigene Wohnung.
Seit fast vier Jahren nervt es mich, wenn ich unter dem Schreibtisch staubsauge und die Mehrfachsteckdosen, Kabel und Stecker jedes Mal Minuten kosten ,es richtig zu machen.

Aus lauter Sturheit, in diesem Zusammenhang nicht so werden zu wollen wie mein Vater, habe ich wahrscheinlich noch nichts dran gemacht.
Jedes Mal aufs Neue tue ich mir das an.

Manchmal denke ich dann aber doch: So schlecht ist dieser Satz mit dem „die Mitte zwischen euch beiden finden“ nicht.
Manchmal sind auch innere Kompromisse vielleicht ganz sinnvoll.

Der Nikolaus und christliche Werte

Die Tasche ist gepackt.

Eine Albe, ein feierliches Messgewand, eine Stola.

Okay, das klingt missverständlich.

Ich bin kein Priester, ich bin wie 20 andere Theologiestudenten am 05. und 06. Dezember in Trier als Nikolaus unterwegs.

Eine große Aktion, auf die ich mich immer besonders freue, jedes Jahr aufs Neue.

Dieses Jahr ist da aber irgendwie ein Mehr.

Dieses Jahr kitzelt mich etwas, das sich in einer Person personifizieren lässt.

Lutz Bachmann. Der Pegida-Führer, der auf die Frage, worin seiner Meinung nach die Gefahr für das christliche Abendland durch eine „Islamisierung“ liege, folgendes antwortete: „Der Weihnachtsmarkt in Berlin heißt nun Wintermarkt. Nicht mehr lange und auch der Weihnachtsmann wird verschwunden sein.“

Da redet jemand von unseren Werten, unserer Kultur und schafft es nicht mal den heiligen Nikolaus vom Coca Cola-Weihnachtsmann zu unterscheiden.

Ich freue mich, zusammen mit vielen Freunden als Nikolaus Lutz Bachmann ins Gesicht zu demonstrieren.

Ich freue mich als Nikolaus Kinder, Familien, Schulen und Kindergärten zu besuchen, abgesehen von Kultur, Herkunft, sozialem Stand oder Religion.

Der Nikolaus wird auch die Kleiderkammer für Flüchtlinge besuchen, den Helfer*innen dort ermunternde Worte zusprechen und da wie überall anders auch klar machen:

Wir verteidigen christliche Werte.