Lieber Bischof,

Lieber Nikolaus,

ich weiß nicht, ob ich es dir mal so bewusst gesagt habe, aber eigentlich bist du schon einer meiner liebsten Heiligen. Klar ist das jetzt ein bisschen Mainstream, wer mag dich denn nicht? Da geht es dir ja wie St. Martin, dich findet doch jeder cool.

Zugegeben, es ist auch keine revolutionäre Idee dir einen Brief zu schreiben, sicherlich wirst du gerade von Kindern mit Briefen, Bildern oder anderen Basteleien überschüttet.

Heute, an deinem Gedenktag, will ich es trotzdem einmal tun. Ich bitte dich sehr diesen Brief zu lesen, denn ich möchte dir etwas Wichtiges sagen.

Ich möchte nämlich keine Geschenke oder dir etwas Besonderes von mir erzählen. Trotzdem ist dieser Brief eine Art Wunschzettel.

Als Kind habe ich dich natürlich schon immer toll gefunden, mittlerweile habe ich sogar verstanden, warum ich dich immer noch tolle finde. Ich würde gerne mehr und mehr werden wie du.

Ok, der Bart und die Haare müssten nicht sein. Auch ist es nicht nötig, dass alle Menschen anfangen zu singen, wenn sie mich sehen.

Ich muss auch kein Kornwunder vollbringen können, auch wenn es natürlich schön wäre.

Viel mehr würde ich gerne ein anderes Wunder von dir lernen.
Ich würde gerne allen Menschen immer mit Respekt und Freude begegnen.
Ich würde gerne überall, wo ich auftauche, Freude in die Augen von Menschen zaubern.
Ich würde gerne lernen ein Mensch zu sein, der, wo er auch hinkommt, Not sehen und lindern kann.

Ja, vor allem würde ich gerne ein Mensch sein, der Herzen aus Stein verwandeln kann.
Vielleicht übertreibe ich gerade ein bisschen, und du konntest auch mal ein Griesgram sein.

Aber bestimmt hast du da einen guten Trick auf Lager.
Ich denke, wir sollten bezüglich der guten Vorsätze für das neue Jahr weiter korrespondieren.

Liebe Grüße,
dein Michael

Der Nikolaus und christliche Werte

Die Tasche ist gepackt.

Eine Albe, ein feierliches Messgewand, eine Stola.

Okay, das klingt missverständlich.

Ich bin kein Priester, ich bin wie 20 andere Theologiestudenten am 05. und 06. Dezember in Trier als Nikolaus unterwegs.

Eine große Aktion, auf die ich mich immer besonders freue, jedes Jahr aufs Neue.

Dieses Jahr ist da aber irgendwie ein Mehr.

Dieses Jahr kitzelt mich etwas, das sich in einer Person personifizieren lässt.

Lutz Bachmann. Der Pegida-Führer, der auf die Frage, worin seiner Meinung nach die Gefahr für das christliche Abendland durch eine „Islamisierung“ liege, folgendes antwortete: „Der Weihnachtsmarkt in Berlin heißt nun Wintermarkt. Nicht mehr lange und auch der Weihnachtsmann wird verschwunden sein.“

Da redet jemand von unseren Werten, unserer Kultur und schafft es nicht mal den heiligen Nikolaus vom Coca Cola-Weihnachtsmann zu unterscheiden.

Ich freue mich, zusammen mit vielen Freunden als Nikolaus Lutz Bachmann ins Gesicht zu demonstrieren.

Ich freue mich als Nikolaus Kinder, Familien, Schulen und Kindergärten zu besuchen, abgesehen von Kultur, Herkunft, sozialem Stand oder Religion.

Der Nikolaus wird auch die Kleiderkammer für Flüchtlinge besuchen, den Helfer*innen dort ermunternde Worte zusprechen und da wie überall anders auch klar machen:

Wir verteidigen christliche Werte.