Liebe Langeweile,

Ich werde das bestimmt nicht nochmal schreiben, also pass gut auf und bewahr dir diesen Brief auf. Ich sag’s bestimmt nicht wieder, aber für jetzt gilt: Liebe Langeweile, ich vermisse dich ab und an.

Bild dir nichts drauf ein. Es ist sicher keine Liebe, aber ganz ohne dich ist irgendwie auch so stressig. Gefangen zwischen dem Getriebe von Alltag und Routine ist es doch eher anstrengend. Nicht so wie bei dir. Auf der Couch. Vor Netflix. Vor sehr, sehr viel Netflix. Was waren das noch für Zeiten, als ich FRIENDS in ein paar Monaten durchgeschaut habe.

Liebe Langeweile, du hast mich zu geistigem Leerlauf genötigt. Zeiten, in denen ich nichts wusste mit mir anzufangen, statt wie jetzt (theoretisch) durchgetaktet in den Tag zu starten.

Und wenn der Lärm um mich herum mal aufhört, so höre ich es doch noch eine Weile im Kopf weiterarbeiten.

Liebe Langeweile, wenn du mal wieder Langeweile hast, wäre das voll okay für mich, wenn du mal wieder vorbeikommst.

Unterbrich mich

Wenn ich jetzt schon weiß, was nachher kommt und der nächste Schritt dem ersten folgt.

Unterbrich mich.

Wenn ich dir heute sagen kann, was morgen passiert, welches Wetter wird und wohin ich geh.

Unterbrich mich.

Unterbrich mich. Halte mich an. Zieh mich aus dem Kreis. Gib mir für einen kleinen Moment das Gefühl, nicht weiter zu müssen. Stehen bleiben zu können.

Unterbrich mich. In meinen Gedanken. Wenn der eine dem nächsten folgt und sie sich immer weiter aufbauschen.

Unterbrich mich.

Und danach lass mich wieder frei.