Mensch werden? Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, und gerade in der Adventszeit blicke ich zurück – und frage mich manchmal, ob ich überhaupt Mensch sein will. Natürlich, mir geht es gut. Aber: Milliarden Menschen leben in Armut. Millionen leiden unter Krieg, Terror, Gewalt, Rassismus, Hass. Wie ist es für diese Menschen zu sein?
Tagtäglich habe ich mit Nachrichten zu tun, tagtäglich fühle ich mich hilflos ob der unfassbaren Unmenschlichkeit, zu der Menschen fähig sind. Dann schäme ich mich dafür, Mensch zu sein. Zwei Dinge helfen mit, damit umzugehen. Beide haben mit dem Gott zu tun, an den ich glaube.
Erstens: Im Advent blicke ich auf Jesus, der gekommen ist, um für das Höchste zu werben: die Liebe. In meinem kleinen Rahmen kann ich in meinem Umfeld gegen Unmenschlichkeit vorgehen. Den Mund öffnen gegen Hass und Rassismus. Alles dafür tun, dass jede*r erleben kann, wie wertvoll es ist, Mensch zu sein.
Zweitens: Wo das endet, was ich persönlich tun kann, da muss ich loslassen. Sonst gehe ich zugrunde. Da muss ich mich der Hoffnung hingeben, dass das stimmt, was wir an Weihnachten feiern und was Jesus vorgelebt hat: Gott ist unter uns. Er blickt auf diejenigen, die unter dem Sein Unmenschliches erleiden müssen. Es ist gerade die Stärke meines Gottes zu wissen, wie es ist, schwach, hilflos und ausgeliefert zu sein.
Ich hoffe darauf: Mein Gott verzweifelt genauso wie ich, wenn er auf die Welt blickt. Weil er Mensch geworden ist.