Intensive Zeit

Ufff. Geschafft. Die letzten Bänke sind verräumt, der LKW beladen, alles erledigt, gerade noch rechtzeitig. Die ersten Tropfen fallen auf den Asphalt, Donnergrollen in der Ferne. Erschöpft sitzen wir da, schweigen und sehen zu.

Vor ein paar Tagen kannten wir uns alle noch nicht. Inzwischen habe ich das Gefühl, die Mädels und Jungs, Frauen und Männer neben mir besser zu kennen als manche*n Kommiliton*in nach vier Jahren Studium. Dabei weiß ich weder bei allen so genau, wo sie herkommen, was sie in ihrem Alltag machen, noch ihr Alter, ihren Beziehungsstatus oder sonstige Smalltalk-Inhalte.

Aber: Wir haben zusammen etwas geschafft, etwas geschaffen, das uns verbindet. Miteinander angepackt, geräumt, sind füreinander gerannt, haben geflucht und gelacht. Haben uns auf das Abenteuer eingelassen, Zeit und Raum zu gestalten. Nach unseren Plänen und Vorstellungen.

In mir wächst die Überzeugung, dass es das ist, was zählt: ein Ziel, das mich mit anderen Menschen verbindet, eines, an dem wir arbeiten, das wir angehen, auch wenn wir nicht wissen, was am Ende stehen wird.

Ich weiß nicht, was Gott ist.

Ich weiß nicht, was Gott ist.

Was für viele wie Resignation klingt, ist für mich eine wichtige Erkenntnis.

Denn gerade ich sollte es doch wissen: Theologiestudent. 10. Semester. Fast fertig.

Aber ich weiß es nicht und das ist sehr angenehm. Denn so kann ich mich immer wieder überraschen lassen.

Gott muss sich nicht in mein Bild einordnen, sondern ich kann sein Bild in meine Collage einsortieren.

Wenn ich an Gott denke, denke ich an einen Tanz.

Ich stelle mir vor, dass wir alle wie in einem Amphitheater um die Bühne herum sitzen und den Tanz betrachten.

Und jede*r sieht was anderes.

Mal ein Bein. Mal ein Arm. Mal das Gesicht.

Immer für einen kleinen Augenblick und dann ist es schon wieder weg.

Es bewegt sich. Immer wieder entstehen neue Bilder.

Und obwohl ich dem Tanz mein Leben lang schon zusehe: Weiß ich nicht, was Gott ist.

Denn ich sehe nur das, was sich mir gerade zeigt.

Und auch nur, wenn ich gerade hinschaue; nicht abgelenkt bin.

Ich frage mich, was mein Sitznachbar sieht.

Oder die Person auf der anderen Seite.

Eins habe ich mir vorgenommen: Wenn ich das nächste Mal dasitze und dem Tanz nicht mehr folgen kann, weil ich mir überlege, was die anderen sehen.

Dann steh ich auf.

Gehe rüber und frag nach.

Gott, Tee und deine Meinung

14. Science Slam Karlsruhe - Tobias Sauer: „Der persönliche Glaube"

Science Slam bedeutet: Ein Forschungsthema in 10 Minuten präsentieren; kurzweilig, kompetent und unterhaltsam. In diesem Beitrag stelle ich mein Forschungsthema vor: Wie kann die Botschaft der Kirche heute noch gehört werden beziehungsweise brauchen wir diese Botschaft überhaupt noch?

Aufgenommen am 12. Februar 2015 beim 14. Science Slam in Karlsruhe.