Ich weiß nicht, was Gott ist.
Was für viele wie Resignation klingt, ist für mich eine wichtige Erkenntnis.
Denn gerade ich sollte es doch wissen: Theologiestudent. 10. Semester. Fast fertig.
Aber ich weiß es nicht und das ist sehr angenehm. Denn so kann ich mich immer wieder überraschen lassen.
Gott muss sich nicht in mein Bild einordnen, sondern ich kann sein Bild in meine Collage einsortieren.
Wenn ich an Gott denke, denke ich an einen Tanz.
Ich stelle mir vor, dass wir alle wie in einem Amphitheater um die Bühne herum sitzen und den Tanz betrachten.
Und jede*r sieht was anderes.
Mal ein Bein. Mal ein Arm. Mal das Gesicht.
Immer für einen kleinen Augenblick und dann ist es schon wieder weg.
Es bewegt sich. Immer wieder entstehen neue Bilder.
Und obwohl ich dem Tanz mein Leben lang schon zusehe: Weiß ich nicht, was Gott ist.
Denn ich sehe nur das, was sich mir gerade zeigt.
Und auch nur, wenn ich gerade hinschaue; nicht abgelenkt bin.
Ich frage mich, was mein Sitznachbar sieht.
Oder die Person auf der anderen Seite.
Eins habe ich mir vorgenommen: Wenn ich das nächste Mal dasitze und dem Tanz nicht mehr folgen kann, weil ich mir überlege, was die anderen sehen.
Dann steh ich auf.
Gehe rüber und frag nach.