Eine aufgerüttelte Frau sitzt nach einem Rosenkrieg in ihrer Wohnung. Sie betet. Macht sich auf den Weg in die Kirche, trifft dort einen Priester. Alleine. Empfängt das Abendmahl – um schließlich den Priester zu küssen, sich an ihn zu schmiegen. Bei ihm findet sie Ruhe.
Das Musikvideo von „Allan Align“, der neuen Single von Drangsal, provoziert mich. Es spielt, wie in der Popkultur häufig zu finden, mit gängigen Stereotypen über Kirche, die mich stören. Und dann das sexuell aufgeladene Abendmahl – beim Brot ist noch alles normal, doch statt Wein gibt es einen innigen Kuss vom Priester.
Doch ich frage mich: Was genau stört denn daran? Das Video spielt gewollt mit provokanten Szenen. Haben wir in der Bibel nicht Texte, die noch viel provokanter sind – das Hohelied zum Beispiel ist um einiges extremer als dieses Video. Und immer wieder wurde der Text aus dem Alten Testament ausgelegt als Beschreibung der Liebe zwischen Gott und Israel bzw. Gott und Kirche. Die erotische Dimension ist ein (harmloser) alter Hut.
Eigentlich ist es doch schön: Die Kirche als Ort der innigen Begegnung – in einem Pop-Video. Als der Ort, an den man* kommt, wenn das Leben im Chaos versinkt; an dem man* Trost findet in der intensiven Gemeinschaft unter dem Kreuz. Je mehr ich darüber nachdenke – daran kann ich nichts Anstößiges finden. Im Gegenteil.