Ein Satz im Winter

Urlaub. Endlich. Wandern, Couchen, leckeres Essen, liebe Menschen. So der Plan. Dazu kommt noch Schnee und eine traumhafte Winterlandschaft. Herrlich. Am letzten Tag steht ein älterer Mann am Straßenrand und hält den Daumen raus. Mitten im Schneematsch. Wir nehmen ihn ein Stückchen mit.

Er steigt ein. Zusammen mit einem Strauß aus Tannengrün und Mistelzweigen. Auf den paar Metern, die wir zusammen fahren, erzählt er uns, dass seine Frau einen Blumenladen hatte und er von ihr gelernt hat, Weihnachtsgestecke zu machen. Das macht er jetzt und denkt dabei an sie. Von sich erzählt er fast nichts, nennt nur seinen ehemaligen Beruf und dann sind wir auch schon da.

Er steigt aus, wir geben uns die Hand und dann sagt er einen Satz, der mir in den nächsten Tagen wohl nicht aus dem Kopf gehen wird. Ohne mich zu kennen, sagt er was, das mich so tief drinnen trifft, dass ich erstmal Luft holen muss. Und das im Schnee. Derart kitschig, dass es fast nicht zu glauben ist. Und gleichzeitig so wahr, dass es auf keine Postkarte passt.

Dafür liegen jetzt zwei Zweige Misteln in meinem Auto.

3 Gedanken zu „Ein Satz im Winter“

  1. Das Tiefgründige wird angesprochen, aber nicht ausgesprochen. Schlaglichtartig wird eine Begegnung zwischen (uns: Leser) unvertrauten Personen skizziert, der im Nachhinein größere Bedeutung beigemessen wird, als es für Außenstehende, wie mich, nachvollziehbar ist. Dadurch wirkt mir das, was ich als Aussage extrahiere, zu seicht und trivial. Was soll diese Erzählung für mich im Advent (=Vorbereitung auf Weihnachten hin) aussagen bzw. bringen? Mistelzweige sind hinsichtlich eines „weihnachtlichen Brauchs“ eher aus dem englischen oder auch amerikanischen Kulturraum bekannt.
    Daher. Advent als unverbindliche u. U. unvertraute Durchreise nach? Weihnachten sodann als Ergebnis einer Überinterpretation von erlebten Ereignissen, entlang deren sich schließlich liebe Gewohnheiten generieren konnten.
    Ich hoffe, dass dies vlt. als Provokation gedacht war, anderenfalls wär es echt schade.
    Mit anderen Worten, dann müsste tatsächlich jmd. anderer schreiben oder die Aufgabe dessen umverteilt werden, damit der Ertrag aus dem hier Erzählten wirklich lohnt. Fazit. Diese Erzählung hat Potential, aber das lässt sich hier m.E. noch nicht tatsächlich finden.

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    • Lieber John,

      ich werte mal deine letzten Kommentare, die du unter verschiedenen Beiträgen hier hinterlassen hast, als Zeichen deines Unmutes über die verschiedenen Beiträge. Gerne darfst Du davon ausgehen, dass die Beiträge, die hier erscheinen kein Zufallsprodukt sind. Dabei kann es natürlich sein, dass sie Dich nicht ansprechen. Das ist vollkommen ok.

      Du hast Recht mit deiner Beobachtung, dass das „Tiefgründige angesprochen […], aber nicht ausgesprochen“ wird. Es sind oft eben die Zwischentöne, die Nuancen, dass was man ahnt und nur im Bruchteil erfasst, was einen Aufschluss über Sein handeln in der Welt gibt.

      „Was soll diese Erzählung für mich im Advent (=Vorbereitung auf Weihnachten hin) aussagen bzw. bringen?“

      Die Frage kannst Du dir nur selber beantworten. Es sind eben Impulstexte, keine Dogmatik oder Gebrauchsanweisungen für dein Leben. Es sind kleine Anekdoten und Schlaglichter. Kleine Splitter, die dich zum Grübeln bringen wollen.

      Ich freu‘ mich, wenn wir dich weiter im Advent begleiten können.

      Liebe Grüße, Tobias

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  2. Das habe ich auch so empfunden. Nach dem gelungenen Spannungsaufbau fühlte ich mich vom Ende überrumpelt. Bei aller eigener Phantasiezugabe wurde für mich der Gehalt der Begebenheit nicht klar, durch die 2 Mistelzweige sogar noch verwischter… Ein Rätsel, das zu viele Unbekannte enthält. Dabei ist das eigentliche Potential lesbar. Das hat mich eher traurig und ärgerlich gemacht, weil es mir so vorkam, als wolle die Autorin etwas erzählen, überlegt es sich dann spontan anders und die unfertige Geschichte wird dennoch veröffentlicht.
    Ansonsten trotzdem DANKE für das Engagement, diesen Adventskalender zu gestalten. Liebe Grüße.
    Jane

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