Große Macht bedeutet große Verantwortung

Meine Schwägerin ist ihrer Pflicht als Trauzeugin nachgekommen und hat für meinen Verlobten den Junggesellenabschied geplant. Ich wurde als Ablenkungsmanöver eingespannt, denn er durfte ja nichts erfahren. Er wusste nicht wann, was und dass überhaupt…

„Deine Schwester hat uns zum Frühstück eingeladen. Ganz früh morgens…“ Damit fing es an und es wurde immer krasser je näher der Tag rückte.

Sein „Pah, viel zu früh, da gehen wir einfach nicht hin“, hab ich mit Ausflüchten abgeschmettert. Als er Verdacht schöpfte, hab ich getan, als wüsste ich nichts und hab Erklärungen für mein seltsames Verhalten und das seiner Freunde gesucht.

Und dann folgte Lüge auf Lüge.
Ich hab ihm etwas vom Pferd erzählt.
Das Blaue vom Himmel herunter gelogen.
Und ich war gut. – Tatsächlich er hat nichts gemerkt.

Und jetzt?

Jetzt hab ich voll das schlechte Gewissen.
Dabei hab ich gar nicht aus bösem Willen gelogen. Es ist auch niemand zu Schaden gekommen. Die Lügen waren ja nicht tragisch und im Nachhinein sogar witzig. Kann man das überhaupt Lügen nennen?

Und warum fühl ich mich trotzdem so mies? Warum würde ich gerne alle Lügen ungeschehen machen?

Weil mein Verlobter mir Alles – wirklich ALLES – geglaubt hat… egal wie absurd.
Er hat an meinem Wort nicht mal ansatzweise gezweifelt.

Welche Macht hat er mir damit gegeben.
Und welche Verantwortung.

Vom Luxus zu fasten

Es muss mal wieder sein. Die Zeit hat ihre Spuren in Form von Volumen an meinem Körper hinterlassen.
Beginnend mit dem Neujahrsvorsatz, fortgesetzt im Vorosterfasten habe ich meinem Körperfett den Kampf angesagt.

Ab jetzt wird der Teller nur dann gefüllt, wenn ich Hunger habe.
Und nur mit dem gefüllt, was nahrhaft und wertvoll ist.
Frische Luft wird joggend genossen.
Und ab und an gibt es auch mal Liegestütze und Sit-ups.

Soweit der Vorsatz. Doch von Zeit zu Zeit vermisse ich das schlechte Essen.
Das Salzige und Fettige.
Und immer wieder, wenn ich danach hungere,
fällt mir auf, in welchem Luxus ich doch lebe.
Dass ich freiwillig entscheiden kann weniger zu essen.
Meinen Teller leer zu lassen.

Mein Leben so umzustellen, dass ich eine negative Kalorienbilanz am Ende des Tages habe.
Da ich mir ganz sicher sein kann, dass ich auch die nächsten Jahre nie Hunger leiden muss.

Dieses Gefühl, zu wissen, dass man verzichten kann,
dass weniger mich nicht umbringt, hat mich nachdenklich gemacht.

Ich weiß, dass ich mein Essen nicht in alle Welt von meinem Teller aus teilen kann.
Aber alle Dinge, die ich konsumiere, ohne dass ich sie brauche, fehlen woanders.

Mein Teller bleibt jetzt öfter mal leer.
Denn mein Luxus verpflichtet mich.

In Kooperation mit katholisch.de befassen wir uns die Fastenzeit mit den 7 Werken der Barmherzigkeit. Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag veröffentlichen wir einen Gebetsimpuls auf der katholisch.de Facebookseite. Und jeden Sonntag einen Gedanken auf unserem Blog. Alle Gedanken sind unter Fastenaktion 2016 abrufbar. #barmherzlich

Gut Pfad!

Pfadfindergruß.

Ein Zwölfjähriger hat mir mein Leben erklärt.

Er streckt mir seine linke Hand entgegen. Der Pfadfindergruß.

Mit der linken Hand. Seltsam.

Und die rechte Hand finde ich noch seltsamer und frage nach.

Die drei mittleren Finger ausgestreckt. Daumen und kleiner Finger werden übereinander gelegt.

Alles hat seine Bedeutung und es ist so banal. Und so wichtig zugleich.

Der Daumen liegt über dem kleinen Finger. – Der Große beschützt den Kleinen.

Der erste der mittleren Finger erinnert mich an Gott. – Der zweite an meine Mitmenschen. –  Und der dritte an mich selbst.

So einfach und doch stehe ich wie vom Donner gerührt da.

Wie oft habe ich den dritten Finger vergessen?