Mein Glaube, eine Verschwörungstheorie?

Erde flach? Hillary Reptiloid? Verschwörungtheoretiker ruft bei Domian an

Hach, wie ist das schön absurd: Die Erde ist eine Scheibe, Hillary Clinton ein Reptiloid – und natürlich liegen wir, die wir das (vermutlich zum Großteil) nicht glauben, alle falsch, weil wir uns nicht richtig im Internet informieren. Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur, und das Internet liefert selbst den größten Spinner*innen ein Forum, ihre kruden Thesen zu verbreiten.

Ich frage mich, ob es nicht in manchen Dingen Parallelen zu meinem Glauben gibt. Nicht inhaltlich, sondern strukturell. Verkommt nicht auch der Glaube hin und wieder zu einem unanfechtbaren System, in dem Zweifel keinen Platz haben? Zu einem System, das mit der Realität nichts mehr zu tun hat? Ist mein Glaube etwas, bei dem ich Angst habe, es kritisch zu hinterfragen – weil sonst alles zusammenbrechen könnte?

Damit mein Glaube für mein Leben relevant ist und bleibt, muss ich mich genau das trauen: Mich selbst zu hinterfragen. Ich muss Zweifel zulassen, darf nicht an Dogmen nur um der Dogmen Willen festhalten. Ich darf nicht zum Verschwörungstheoretiker werden, der in einer abgekapselten Traumwelt lebt.

Habe ich Angst, dass bei diesem Prozess liebgewonnene Glaubenssätze verloren gehen? Vielleicht, manchmal. Aber diese Angst muss ich nicht haben. Heißt Glaube nicht auch Vertrauen? Vertrauen auf Gott – und darauf, dass bleibt, was wichtig ist.

Träume sind Realität

Träume: „Ich träume davon, einmal nach Neuseeland zu fliegen“ – „davon, im Ausland zu leben“ – „Urlaub auf Hawaii oder in der Karibik zu machen“ – „um die Welt zu reisen“.

Aber warum nur davon träumen? Was hält uns davon ab, die Träume Realität werden zu lassen? Wir müssen verantwortungsvoll sein, uns um Schule, Universität oder Arbeit kümmern, für die Familie da sein… Familie, Freund*innen oder wir selbst reden uns aus, gewisse Träume wahr werden zu lassen – Träume sind nun mal nur Träume. Wie oft habe auch ich mich davon schon beeinflussen lassen!

Aber mit der Zeit wurde mir bewusst, dass ich zumindest versuchen muss, meine Träume in die Tat umzusetzen. Träume sind nicht Schäume, sondern Sehnsüchte in meinem Leben – Dinge, die mir fehlen. Einen solchen Wunsch, der aus meinem tiefsten Inneren kommt, zu realisieren, bereichert mein Leben, macht mich glücklicher und vollkommener. Und auch wenn es mal nicht klappen sollte, kann ich mir sagen: Ich habe es versucht und nicht mein Leben lang vor mir hergeschoben aus Angst oder Pflichtbewusstsein.

Allein in diesem Jahr konnte ich elf meiner lang gehegten Träume realisieren: Ich habe für einen Monat im Ausland gelebt, die Liebe gefunden, das Fürstentum Monaco besucht, meine Füße ins Mittelmeer getaucht, bei einem großen Sportevent gearbeitet und noch so viel mehr.

Ich habe nie aufgehört zu träumen von kleinen wie von großen Dingen. Sie sind ein wichtiger Teil meines Lebens. Meine Träume und Sehnsüchte machen mich aus, formen meinen Charakter und prägen meine Zukunft.

Welch schöneres Gefühl kann es geben als zu wissen, dass man fast alle Träume hat Realität werden lassen und sich nun überlegt, was neue Lebensziele werden könnten… Denn das Leben ist noch lang. Ohne Träume möchte ich nicht sein.

Auf wackligen Beinen

Wenn ich gegen meine Tochter antreten würde, würde ich immer gewinnen. Damit möchte ich aber ungern angeben, denn meine Tochter ist noch keine zwei Jahre alt. Ich hatte also deutlich mehr Zeit, all die Dinge zu üben. Die meiste Zeit zeige ich ihr, wie man Bücher liest, Sandburgen baut oder so richtig schön Quatsch macht; und wenn wir mal einen Wettkampf machen, bin ich ein fairer Papa und lasse sie gewinnen.

Doch im Moment gibt es eine Sache (und ich bin mir sicher, dass es nicht die Letzte sein wird), in der mir meine Tochter etwas beibringt. Seit einigen Wochen lernt sie laufen und mittlerweile flitzt sie durch unsere Wohnung. Ruckzuck ist sie von der Terrassentür wieder am Esstisch und – bevor ich mich versehe – wieder an der Tür. Und wenn sie mal irgendwo gegenrennt, hinfällt oder über ihre eigenen Füße stolpert, dann schaut sie mich nur kurz groß an, stellt sich wieder hin und flitzt erneut los.

Ich hingegen wanke im Moment eher auf meinen Beinen. So richtig sicher stehe ich gerade nicht am Ende meines Studiums und am Beginn der Arbeitswelt. Ein, zwei Schritte, dann kommt eine Ecke und ich stolpere. Dann schaue ich mit großen Augen, aber im Gegensatz zu meiner Tochter stehe ich nicht direkt wieder auf. Oft sitze ich da und ärgere mich über die Ecke. Warum ist sie gerade jetzt da? Und wenn ich mich wieder aufraffe, konzentriere ich mich viel zu sehr auf die nächste Ecke, die mich aus der Bahn werfen könnte.

Ja, eigentlich gewinne ich immer gegen meine Tochter, aber im Moment steht sie auf eigenen Beinen und zeigt ihrem Papa, wie das geht.

Einfach aufstehen. Keine Angst und darauf vertrauen, dass alles gut wird.